Muun. Das Matratzen Startup über Schlaf und kreatives Krisenmanagement

  • Future of Work
  • 08 Nov 2016
  • 5 min

Begonnen hat alles im Wohnzimmer. Mittlerweile warten sie mit Showroom und Büro in Mitte auf. 2015 verkaufte Muun die erste Matratze, seither geht es mit dem Startup aufwärts.

Setting hat die beiden Muun Gründer Fred und Vincent getroffen und mit ihnen über nachhaltigen Unternehmensaufbau, die Konkurrenz und den kreativen Umgang mit Testberichten gesprochen.

SETTING: Beginnen wir doch am Anfang, beim ersten Treffen. Wie habt ihr euch kennenlernt?

VINCENT: Ich habe Fred an der Uni getroffen. Wir haben zusammen an einer französische Business School in London studiert. Nach der Uni haben wir sehr unterschiedliche Sachen gemacht. Bis wir uns in Berlin wieder getroffen haben.

FRED: Wir haben uns getroffen, Bierchen getrunken, und dann ist die Idee entstanden.

SETTING: Wie seid ihr auf den Schlaf gekommen?

VINCENT: Wir fanden das Thema schon immer interessant. Aus dem einfachen Grund, dass es eigentlich sehr intuitiv ist. Der Schlaf ist ein zentraler Bereich des Lebens, ist aber gleichzeitig auch ein Bereich, in dem man gar keine Marken kennt. Wir haben in der Vergangenheit beide viel mit Marken zu tun gehab und dachten, es macht einfach sehr, sehr wenig Sinn, dass die Leute die Marke ihrer Waschmaschine und ihres Kühlschranks kennen, aber nicht die Marke ihrer Matratze. Also haben wir uns gefragt warum das so ist und versucht es zu lösen.

VINCENT: Wir fanden das Thema schon immer interessant. Aus dem einfachen Grund, dass es eigentlich sehr intuitiv ist. Der Schlaf ist ein zentraler Bereich des Lebens, ist aber gleichzeitig auch ein Bereich, in dem man gar keine Marken kennt. Wir haben in der Vergangenheit beide viel mit Marken zu tun gehab und dachten, es macht einfach sehr, sehr wenig Sinn, dass die Leute die Marke ihrer Waschmaschine und ihres Kühlschranks kennen, aber nicht die Marke ihrer Matratze. Also haben wir uns gefragt warum das so ist und versucht es zu lösen.

SETTING: Habt ihr erwartet, dass zu einem ähnlichen Zeitpunkt so viel Konkurrenten an den Markt gehen?

FRED: Ja, schon. Aber uns war von Anfang an wichtig, eine eigenen Philosophie zu haben und nicht nur an das Produkt Matratze zu denken. Die Leute sagen immer „ah ja stimmt, ich schlafe ja ein Drittel meines Lebens“. Das ist sehr zeitbezogen, sehr quantifizierend. Was das in Wirklichkeit aber für einen Einfluss hat! Nicht nur auf die Gesundheit deines Rückens, sondern auch darauf, wie ausgeschlafen du bist und wie wohl du dich fühlst! Es ging also eigentlich darum, das ganze Thema Schlaf neu zu denken.

VINCENT: Wenn man uns fragt „ja warum verkauft ihr denn Matratzen? Das ist doch unsexy!“ sage ich klar, heutzutage ist eine Matratze zu verkaufen uncool. Aber cool ist, dass man eine gesellschaftlichen Trend anstoßen kann. Wir wollen Menschen dazu bringen zu hinterfragen, was Komfort bedeutet und wie wichtig ist guter Schlaf ist. Das ist was unsere Arbeit spannend macht. Dass wir Pionierarbeit leisten und gesellschaftsrelevante Themen bearbeiten können. Das ist, was Muun auch ausmacht.

SETTING: Ihr produziert in Deutschland. War das von Anfang an geplant?

VINCENT: Wir haben in Deutschland im Moment einen Preiskampf. Die Leute kaufen immer das Billigste. Die Matratze ist sowieso weiß, also kann sie auch 100 statt 200 Euro kosten und bei Lidl oder bei Ikea gekauft werden. Aber uns ist Qualität wichtig. Nur wenn du ein Produkt machst, das diesen qualitativen Anspruch hat, kannst du die Message „Schlaf ist wichtig“ auch an die Leute bringen.

FRED: Die Produktion in Deutschland und die Materialien die wir hier verwenden, haben, das muss man fairer Weise sagen, auch ihren Preis. Wir sind nicht im absoluten Luxussegment, weil wir Qualität auch zugänglich machen wollten, aber am Ende muss es einem natürlich auch was wert sein. Ähnlich wie die Ernährung. Es geht viel über den Preis, aber Leute, die die Dinge hinterfragen, die überlegen was sie essen, sind oft auch bereit ein bisschen mehr dafür zu zahlen.

SETTING: Die deutsche Stiftung Warentest hat kürzlich Matratzen getestet. Besonders gut kam dabei kein Hersteller weg. Was sagt ihr zum Testurteil?

VINCENT: Wir haben uns sehr viel damit beschäftigt. Auch öffentlichkeitswirksam. Muun Matratzen kann man 100 Tage Probeliegen. Das heißt, eigentlich testet uns jeder Kunde und entscheidet letztendlich selbst, ob wir gut genug sind oder nicht. Wenn jeder so urteilen würde wie die Stiftung Warentest, würd es uns nicht mehr geben. Wenn man sich’s also genauer ansieht, hat das Urteil natürlich mit den Bewertungskriterien zu tun. Offensichtlich sind die Sachen, die Stiftung Warentest testen, für Leute die Muun kaufen nicht so wichtig.

SETTING: Wie geht man am besten mit so einer Situation um?

VINCENT: Uns haben viele gesagt, das beste ist nichts zu machen und zu warten, dass es vorbei geht. Natürlich fragt man sich was ist die beste Situation.

SETTING: Und wie entscheidet man im Endeffekt?

VINCENT: Wir entscheiden Immer im Team.

FRED: Eine Nacht drüber schlafen. Passend zum Thema. Nein, wir haben wirklich eine Nacht drüber geschlafen, überlegt, uns viel ausgetauscht, Ruhe bewahrt und dann entschieden. Es geht um Kommunikation, und darum, seiner Grundidee und Philosophie treu zu bleiben.

VINCENT: Wir hätten unser Produkt ändern können, wie es einige unserer Konkurrenten gemacht haben, so ein Schnellschuss auf ein Testurteil, aber das ist genau diese Grundfrage. Ich glaube, es ist falsch den Kopf in den Sand zu setzten, aber man muss auch selbstbewusst antworten.

SETTING: Habt ihr Tipps aus für andere Unternehmensgründer?

FRED: Ich finde allgemein ist es immer schwer diese Klugscheisser Empfehlungen zu geben. Am Ende muss jeder sein eigenes Ding und seine eigenen Erfahrungen machen. Wir haben auch tausend Tipps bekommen. Allerdings auch hilfreiche...

SETTING: Zum Beispiel?

FRED: „Hör nicht auf jeden und mach es dann so!“. Hör dir verschiedene Meinungen an, aber mach auch manchmal das, was Leute dir abgeraten haben. Ist ein guter Tipp.

VINCENT: Ich sage mal, was uns jetzt in dieser Konkurrenz-Situation unterscheidet, ist tatsächlich, dass wir bei vielen Sachen versuchen gegen den Strom zu schwimmen.

SETTING: Im Sinne von?

VINCENT: Es gibt in Berlin eine bestimmte Art und Weise ein Unternehmen aufzubauen. Das ist nicht festgeschrieben, aber fast. „Mach’s wie Rocket!“ Aber man muss nicht starten, ab dem ersten Tag verkaufen, eine Million zusammenbekommen und dann nochmal 10 Millionen. Es gibt auch andere Wege ein Unternehmen aufzubauen. Ich glaube, man kann es auf eine viel nachhaltigere Weise machen. Man muss auch nicht unbedingt nur mit Business-School Studenten zusammenarbeiten. Man kann auch mit Leuten arbeiten, die ganz andere Hintergründe haben. Einer aus der Business-School versteht zwar was ein Startup ist, versteht aber sehr viel andere Sachen nicht. Es ist sehr wichtig, dass man mit offenen Augen durch’s Leben geht, seine eigenen Entscheidungen trifft und nicht sagt, ich mach’s wie jeder andere!

Vincent studierte Maschinenbau in München, arbeitete an Wirtschaftsförderungs-projekten der Vereinten Nationen und kam so ins Unternehmertum, zog zurück nach Berlin und arbeitete bei einem Inkubator bis er  2014 mit Fred zusammen Muun gründete. Fred hat nach einem Konzernstudium in Paris, London und Berlin Wirtschaft studiert. Zurück in Berlin arbeitete er im Consumergoods-Sektor an Brillen, bis 2014 Muun ins Spiel kam.

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